Praxisorientierte Fortbildung in Holzberufen

In der Fachrichtung Holztechnik treffen Tischlerinnen und Tischler aus Handwerk und Industrie (Holzmechaniker/innen), Bootsbauerinnen und Bootsbauer und Zimmerleute aufeinander, um sich fachlich und methodisch weiterzubilden.  Die Studierenden bringen ihre berufliche und menschliche Erfahrung aus der Praxis mit und bereiten sich unter der Anleitung der Lehrkräfte, die ebenfalls aus der Praxis kommen, an relevanten Aufgaben auf zukünftige Arbeitsprozesse vor. Dies sind z. B. die Arbeitsvorbereitung in Tischlereien, die Projekt- und Bauleitung, Konstruktionsleistungen oder die selbstständige Führung eines Betriebes. Viele der Prozesse erfolgen digital unter Einbeziehung moderner Maschinen- und Computertechnik sowie aktueller Software.

Unterrichtskonzept

Die Studierenden erlernen Kompetenzen, die Holztechnikerinnen und Holztechniker für die Bewältigung ihrer späteren Aufgaben benötigen.

Die Lernfelder sind in eine Fächerstruktur integriert, die eine wöchentliche Ablaufstruktur und die Einbindung der jeweiligen Fachlehrkräfte ermöglicht.

Im Zentrum des Unterrichts stehen Projektaufgaben verschiedenen Umfangs, die zum Teil in Gruppen, zum Teil in Einzelarbeit zu bearbeiten sind. In regelmäßigen Sitzungen des Holztechnik-Teams, an denen auch die Studierenden beteiligt sind, werden Inhalte und die organisatorischen Bedingungen abgestimmt.

Lernfelder und Kurse

Folgende Lernfelder bilden typische Aufgabenbereiche der Technikerinnen und Techniker in den Betrieben ab:

Die Lernenden planen den Einbau von Fenstern unter Beachtung technischer, bauphysikalischer und gestalterischer Regeln. Sie erfassen systematisch und mit professionellen Hilfsmitteln die Bausituation, wählen geeignete Produkte und konstruieren funktionierende Anschlusslösungen. Die Ergebnisse werden -teilweise in englischer Sprache- dokumentiert und den Bauherren präsentiert. Im Bereich der Außentürplanung wird ein Bauelement mit Baukörperanschluss für eine spezielle Bausituation konstruiert. 

Die Produktion von Bauelementen beinhaltet die Arbeitsvorbereitung mit Konstruktion von Fenstern, Listenerzeugung und Kalkulation. Die Schüler erlernen die Handhabung der Fensterbau-Software Klaes. Die Fertigung beinhaltet Aufgaben der Fertigungskonzeption, der Holzauswahl mit Qualitätssicherung, der Beschlagsauswahl, der Verglasungstechnik und der Fensterbeschichtung. 

Der eigentlichen Entwicklung von Möbeln durch die Schüler entsprechend einem Kundenauftrag geht die systematische Analyse von Möbelbau-Objekten nach technischen und gestalterischen Kriterien voran. Anschließend werden eigene Entwürfe entwickelt, konstruktiv gelöst sowie als Modelle und Fertigungsstudien dargestellt. Die Fertigung erfolgt -wenn sinnvoll- unter Anwendung des CNC-Bearbeitungszentrums in der Schulwerkstatt. In einem Kurs wird zuvor die Bedienung der CNC-Software Ima-WOP geschult. Die Umsetzung wird zweisprachig dokumentiert.

Bei der Analyse, Planung und Fertigungsvorbereitung von standardisierten Möbeln arbeiten die Lernenden im Unterricht mit  Software wie OSD, IMOS und Ima-WOP. Sie legen konstruktive Standards fest und setzen diese in Variantenprogrammen und Variablenlisten um. Sie planen Maßnahmen der Qualitätssicherung, unter anderem entsprechend DIN-ISO 9000-2000ff.

Um das Funktionieren des Fertigungsbetriebes zu durchdringen, erstellen die Lernenden ein Gründungskonzept. Sie planen den Gründungsablauf sowie und den organisatorischen Aufbau und die Ablaufstrukturen im Betrieb. Methoden zur Fertigungsplanung, Organisation von Lager, Versand, Montage und Verwaltung werden angewendet.   

Anhand einer Bausituation werden Entwurfsziele für Einzelelemente und für zusammenhängende Innenausbauten festgelegt und konstruktiv umgesetzt. Unterrichte über geeignete und zeitgemäße Werkstoffe sowie Kommunikation mit Planern und Kunden begleiten den Planungsablauf.      

Die Auftragsabwicklung gliedert sich in die Teilnahme an Ausschreibungen und die Abwicklung kleinerer Privataufträge. Leistungsverzeichnisse werden ausgewertet und unter Anwendung von Branchensoftware aufbereitet. Die Umsetzung erfolgt unter Beachtung der VOB.      

Im Bereich der Sonderkonstruktion beschäftigen sich die Lernenden mit der Entwicklung und Fertigung von Werkstücken aus verschiedenen Kunststoffen und der Herstellung von Formteilen. Die damit verbundenen Aufgaben des Vorrichtungsbaus und der Betriebsmittelplanung werden systematisch vorbereitet und im Projekt angewendet. 

In die Lernfelder sind Kurse eingebettet. Sie fördern die charakteristischen Kompetenzen bei typischen Aufgaben im Bereich Holztechnik. Dies sind z. B.:

  • CNC-Technik (ImaWOP, Alphacam, 5-Achs-CNC-Technik)
  • CAD-CAM und parametrisierte Möbelplanung (Imos, OSD)
  • 2D/3D-CAD (AutoCAD, Pytha) Konstruktion und Visualisierung
  • Kommunikationstraining
  • Projektmanagement
  • Arbeitssicherheit für angehende Führungskräfte (BGHM / UNME20-Seminar)

Technikerpraktikum

Eine wichtige Phase der zweijährigen Weiterbildung zur Holztechnikerin oder zum Holztechniker besteht in der Durchführung eines Technikerpraktikums in den Sommerferien und der anschließenden Anfertigung einer Facharbeit. Die Lernenden suchen sich selbstständig und nach eigener Interessenslage eine Praktikumsstelle. Dort wird eine betriebliche Aufgabe bearbeitet, die dem Tätigkeitsprofil eines Technikers entspricht. Dieses Projekt wird in der Facharbeit weitergeführt und dokumentiert. Nicht selten führen das Praktikum und die Facharbeit zu einem ersten Arbeitsverhältnis im Anschluss an die Weiterbildung.

Exkursionen

Regelmäßige zu den Lernfeldern passende Besichtigungen von Unternehmen ermöglichen es den Lernenden, die theoretischen Inhalte in ihren praktischen Anwendungen zu erfahren. Welchen Konzepten folgen die Unternehmen? Welche Technologien setzen sie ein? Welche Aufgaben haben Technikerinnen und Techniker in den Firmen? Unter diesen Fragestellungen bietet die Weiterbildung einen einmaligen und vielseitigen Blick in die Praxis. Viele ehemalige Studierende der Fachschule für Technik und Gestaltung zeigen den Studierenden gerne, wie sie ihre Qualifikationen als Selbständige oder Angestellte in der Praxis umsetzen.

Zusätzliche Angebote

Durch eine einjährige Anschlussfortbildung kann zusätzlich die Qualifikation zum staatlich gepr. Techniker/in der Fachrichtung Raumgestaltung und Innenausbau erlangt werden. 

3D-Tour in der Holztechnik

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